In den schönsten Monaten des Jahres öffnen Winzer ihre Höfe zur Einkehr auf dem Land. Bei deftigen Spezialitäten wird hier getrunken, gegessen und gelacht. Ein Kranz vor den Toren signalisiert: Es ist geöffnet.
Die Einkehr auf dem Land hat viele Namen. Kranzwirtschaft heißt das saisonale Winzer-Restaurant in Baden, in Württemberg Besenwirtschaft (oder einfach nur Besen). An der Mosel, in der Pfalz, im Rheingau und Rheinhessen sind sie als Straußwirtschaft bekannt. Am Bodensee spricht der Weinkenner von Rädlewirtschaft und in Franken von Hecken- oder Maienwirtschaft. In der Schweiz kennt jeder das ländliche Phänomen als Besenbeiz, in Österreich als Buschenschenken.
Genuss und Erlebnis in Deutschlands Weinregion
Der Genuss der Spezialitäten ist nicht das Einzige, was die saisonalen kleinen Lokale und Wirtschaften zu einem besonderen Erlebnis macht. Bei einer Weinprobe im kühlen Keller führen Winzer ihre edelsten Tropfen vor. Auch kulturell bieten Straußwirtschaften ein außergewöhnliches Angebot. Bei Konzerten, Lesungen oder Theateraufführungen laden Winzer ihre Gäste zu genussvollen Abenden ein.
Der Mittsommernachtstraum der Winzer beginnt im Frühjahr und dauert den Sommer über bis zur Weinlese im Herbst. Wenn die Tage kühler, kürzer und trüber werden, ist auch die Zeit dieser kleinen Wirtschaften wieder vorbei. Bis zum nächsten Jahr.
Weingenuss mit Tradition
Über das buckelige Kopfsteinpflaster holpern Fahrräder in den Innenhof eines Weingutes. Tische und Stühle sind im ländlichen Atrium aufgestellt. Die Steinwände des Winzerhofes sind mit Efeu berankt, Laternen hängen an Seilen quer über den Platz unter dem freien Himmel. Wildblumen und ein flackerndes Teelicht schmücken die Tafeln.
Nach einem anstrengenden Tag auf dem Sattel ist jetzt Zeit auszuspannen und das Knurren im Magen zu befriedigen. Auf dem Tagesmenü stehen lokale Spezialitäten, dazu gibt das Beste aus dem Weinkeller. Der Winzer begrüßt herzlich die ankommenden Radfahrer, die übrigen Gäste prosten den Neuen zu.
Hier ist im Sommer das Wohnzimmer des Dorfes. Ein jeder genießt die laue Sommerluft, trinkt, diskutiert und lacht bis die großen Hoftore um 22 Uhr schließen. Außerhalb der Städte beginnt die warme Jahreszeit offiziell erst, wenn die kleinen Lokale der Winzer öffnen. Dann bringen sie ihre traditionellen und regionalen Spezialitäten saisonal frisch auf den Tisch. Es ist ein Mittsommernachtstraum auf dem Land, der nur bis zum Ende des Sommers währt.
Beste Weine und regionaltypische Gerichte
Wenn Mitte Mai der geschmückte Besen die Straußensaison ankündigt, hat der Frühling seinen Höhepunkt erreicht. Die schönen Besen- und Straußwirtschaften haben wieder geöffnet!
So vielfältig die Namen für die authentischen Gastlokale sind, so vielfältig sind die angebotenen Speisen und Produkte. Aber immer ist es traditionelle, deftige Hausmannskost, teilweise mit modernem Schliff. Das Angebot reicht vom frisch gebackenen Zwiebelkuchen über einen in Rotwein geschmorten Braten bis zu Salaten und Maultaschen. Zu Blut- und Leberwurst mit Sauerkraut reichen die Wirte selbstgebackenes Brot und frisch gekelterter Wein.
Für Kinder und alle, die es gerne ohne Prozente haben, gibt es fruchtigen, weißen oder roten Traubensaft. Dieser verbannt jeden zuvor gekosteten Saft vom Thron. Denn nirgends schmeckt Frische und Qualität besser, als vom Erzeuger selbst!
Wo ein Ausflug zum Urlaub wird
Nach dem gutem Essen gibt es für Ortsfremde die Möglichkeit, in den angebotenen Ferienzimmern des Winzerhofes zu übernachten. Der Weg zu einer Strauß- oder Besenwirtschaft lässt sich ohne weiteres zu einem Kurzurlaub oder einer Tagestour umgestalten.
Ebenso lässt sich ein ganzer Urlaub auf dem Weingut verbringen und bei der Weinlese mithelfen. Oder warum nicht für eine Woche Aktivurlaub mit dem Rad machen, um Deutschlands Weingüter und Besenwirtschaften zu erkunden? Gleichzeitig lassen Sie sich vom leckeren Angebot regionaler Spezialitäten begeistern.
Wer keinen ganzen Urlaub daraus machen möchte, verlebt dennoch erfüllende Stunden. Nirgends stärken Sie sich nach einer Wanderung oder Radtour so gut. Auf dem alten Heuboden, in umgebauten Scheunen, Wintergärten oder Innenhöfen treffen Sie herzliche Menschen. Wer alleine unterwegs ist, setzt sich einfach mit seinem Glas dazu. Beim Wein kommen Sie schnell ins Gespräch.